Auch wenn wir uns noch so bemühen, immer irgendwie gut zu sein. Wenn wir uns noch so anstrengen, alles richtig zu machen und uns stets bemühen freundlich zu sein: tief in uns wissen wir, dass wir so zu kurz kommen. Weil wir uns letztlich belügen, betrügen und manipulieren – jeden Tag, irgendwann, irgendwie…. und damit letztlich auch den Anderen. Wir wollen uns von unserer besten Seite zeigen – vor allem vor uns selbst. Aber weshalb tun wir das? Vielleicht weil wir auf die vermeintlich viel grünere Wiese wollen, auf der doch alle anderen so gut aussehend und erfolgreich sind. Wir schauen mit Sehnsucht auf all das, was die anderen haben oder was sie sind. Aber was ist mit uns? Wir fühlen uns ständig irgendwie unterzuckert, finden keine Ruhe, kaufen aus Frust neue Klamotten oder Autos und genießen das kurze Gefühl von – ja von was eigentlich? Letztlich sind wir danach dieselben wie vor dem Kauf und möglicherweise noch mehr frustriert.
In den Momenten vergessen wir, dass Zufriedenheit auch unsere Schattenseite, unsere „dunkle“ Seite braucht (damit ist nicht das im juristischen Sinn Gesetzlose gemeint). Vielleicht stellen wir sogar fest, dass unsere Schattenseite womöglich unsere Schokoladenseite ist, die überraschender Weise viel mehr zu bieten hat als wir denken. Wenn wir unsere dunkle Seite fragen würden was sie braucht, finden wir vielleicht heraus, dass sie gar nichts Unheimliches an sich hat. Letztlich ist es Energie, die wir für unsere Wünsche nutzen könnten.
Wenn ich das mit einem Augenzwinkern beschreiben soll, könnte der dunkle Anteil in uns – bildlich gesprochen – ein Wolf sein. Ein Wolf der halb verhungert umherzieht und sich aufgrund des Tierschutzes nicht traut ein Schaf zu reißen und deshalb das Gefühl hat, irgendwie immer zu kurz zu kommen. Möglicherweise ist dieser Teil in uns aber nur ein schon lange verdrängter Wunsch, den wir uns nicht erfüllen. Vielleicht ist es die Abenteuerlust in uns, die endlich leben will. Ein Hobby, das wir uns nicht zugestehen, eine Fortbildung, die wir glauben uns nicht leisten zu können und und und. Aber genau diese Wünsche und Sehnsüchte sind es oft, die im dunklen vor sich hin vegetieren und uns unzufrieden und unglücklich zurück lassen. Das Unterdrücken unserer Wünsche lässt uns unterzuckern und wir schaden uns selbst. Wenn wir uns selbst zu wenig gönnen oder unsere Wünsche immer hinten an stellen, kann das schlechte Gefühle wie Neid, Eifersucht, Wut oder Frust hervorrufen. Wenn wir nur auf andere achten, laufen wir Gefahr, dass wir emotional „ausbrennen“. Nettsein ist zwar in vielerlei Hinsicht ein wunderbarer Charakterzug, aber nur, solange wir selbst dabei nicht zu kurz kommen, oder erwarten dafür geliebt zu werden.
Ist Dir schon mal aufgefallen, dass oft die Menschen zufrieden sind, die eher selten die Erwartungen anderer erfüllen? Sie sind sich einfach selbst genug. Wenn wir uns selbst, unsere Wünsche und Gefühle ernst nehmen, können wir freier sein und weniger abhängig von Erwartungen anderer. Ansonsten kann es passieren, dass wir emotional halb verhungerter durch unser Leben laufen. Wie ein Wolf, der gegen seine Natur einen Maulkorb trägt und deswegen ständig „unterzucker“ ist. Das ist natürlich nur symbolisch gemeint. Die Botschaft ist: Wenn wir uns besser um unsere Gefühle und Wünsche kümmern, uns nicht jedes mal fragen, ob wir „richtig“ sind, wenn wir etwas für uns tun, dann strahlen wir mehr Selbstsicherheit aus und wirken insgesamt attraktiver. Das wiederum spürt unser Gegenüber und wir können ehrlicher mit uns selbst und anderen sein.
U.D. – 02/2025